Sturm im Wasserglas?

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25.07.2022

In den letzten Tagen sorgte der designierte Chef des Volkswagen-Konzerns für viele Schlagzeilen. Dabei ging es weniger um den überraschenden Rückzug des bisherigen Chefs Herbert Diess, sondern um die Rolle, die Oliver Blume mittelbar bei den Koalitionsverhandlungen eingenommen haben will. Er hatte in einer Porsche-Betriebsversammlung behauptet, nahezu stündlich vom jetzigen Bundesfinanzminister Christian Lindner über den Stand der Verhandlungen informiert worden zu sein. Zudem betonte er den Einfluss, den Porsche auf die Zukunft synthetischer Kraftstoffe – sogenannter eFuels – genommen hatte.

Obwohl der Austausch zwischen Wirtschaft und Politik immer zu begrüßen ist, hätte ein so enger Austausch immer ein „Geschmäckle“, zudem es mit Christian Lindner jemanden getroffen hätte, der dafür bekannt ist, besonders sorgfältig in unterschiedlichen Funktionen und Rollen zu unterscheiden.

Daher müssen die Auswirkungen auf zwei Ebenen betrachtet werden. Zum einen stellt sich die Frage, ob ein Manager geeignet ist, den von Skandalen erschütterten Volkswagen-Konzern zu führen, der mindestens eine Übertreibung, wenn nicht sogar eine handfeste Lüge einräumen musste. Volkswagen ist nicht irgendein Konzern. Das Land Niedersachsen ist der größte Aktionär und deswegen muss auf allen Ebenen besonderer Anspruch an die politische und gesellschaftliche Integrität gewährleistet sein. Zumindest aktuell muss man bei dem bisher sehr erfolgreichen Manager Oliver Blume ein Fragezeichen setzen. Zum anderen ist nicht unwesentlich, welche Folgen für Christian Lindner drohen. Im weht der Wind kräftig ins Gesicht, weil er die Schuldenbremse einhalten will und damit viele Ausgaben ablehnt. In einer Regierung, die jeden Tag neue Hilfen, Rettungsschirme und Entlastungspakete fordert, ist dies eine undankbare Aufgabe. Gut ist dies derzeit für die Staatsverschuldung, die zumindest nicht unbegrenzt steigt. Wie wettbewerbsfähig so die Wirtschaft bleibt, wenn Innovationen und Digitalisierung auf der Strecke bleiben, ist ungewiss. Daher dürften derzeit Anleihen mehr als Aktien profitieren.

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