Relevantes für den Kapitalmarkt am 15.07.2022

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15.07.2022

Wenn man deutsche Nachrichten liest, meint man, der Weltuntergang stehe unmittelbar bevor. Weniger der Ukraine-Krieg oder neue Corona-Lockdowns in China, sondern eine mögliche Gasknappheit beherrschen die Schlagzeilen und Talkshows. Heute macht eine Meldung die Runde, der Gaspreis könne sich verdreifachen, nachdem er sich schon verdoppelt hat. Im Vergleich zum letzten Jahr müsste es dann also eine Versechsfachung sein. Ein Haushalt, der 2021 also 1.500 Euro Gaskosten hatte, wird 2022 oder 2023 – das wird auch nicht völlig klar – 9.000 Euro bezahlen müssen? Als Begründung wird der Börsenpreis für Gas herangezogen, der sich vor drei Monaten tatsächlich versiebenfacht hatte, inzwischen aber wieder deutlich gefallen ist. Viel entscheidender ist jedoch, dass dies nicht der maßgebliche Preis ist, weil der Börsenpreis von Gas auch in der Vergangenheit wenig mit den Gaspreisen für Verbraucher zu tun hatte. Statt mit immer neuen Schreckensnachrichten die „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ zu bedienen, wäre eine faktenorientierte Information und Diskussion besser. Analysen sollten jene liefern, die dort eine wirkliche Expertise haben. Dies muss dann faktenbasiert und nicht interessengesteuert erfolgen.