Wir leben in herausfordernden Zeiten. Aber gerade deswegen ist es wichtig, sich klar und eindeutig zu positionieren.

Marktupdate 37/2022

Markus Schön, Montag 12. September 2022

Heute vor 21 Jahren gingen die Bilder der einstürzenden Türme des World Trade Centers um die Welt, nachdem islamistische Terroristen Flugzeuge in die Gebäude gesteuert hatten. Aktuell ist dieser Jahrestag keine Meldung wert. Dies sagt viel über die Dynamik der aktuellen Krisen, aber auch über die Medien-
landschaft aus. Nach Corona dachte man, es könne nicht schlimmer kommen. Dann kam der Krieg in der Ukraine und nun erleben wir wieder Historisches mit dem Tod der britischen Königin. Vordergründig mag der Einfluss auf die Kapitalmärkte gering erscheinen, aber die Verschiebung der Sitzung der britischen Notenbank um eine Woche hat konkrete Auswirkungen. Noch wesentlicher sind zwei implizite Faktoren. Der neue König Charles III. wird mit der Wirtschaftspolitik der neuen britischen Regierungschefin Liz Truss sehr wenig anfangen können. Zusammen mit dem Ende einer über 70 Jahre andauernden Kontinuität ist dies ein schlechtes Signal – gerade in Zeiten, die kaum aufgeregter und erratischer sein könnten. So wurde nach der als „historisch“ eingestuften Leitzinserhöhung der EZB um 75 Basispunkte diskutiert, ob der nächste Zinsschritt größer oder kleiner ausfallen wird. Niemand fragt nach der Wirksamkeit und dies erinnert an das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Die Wirkung von Zinserhöhungen durch die Notenbanken kann steigende Energiepreise ebenso wenig verändern, wie damit gestörte Lieferketten stabilisiert werden. Die Notenbanken betreiben reine Symbolpolitik. Anders agiert derzeit der deutsche Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der unsinnig über Insolvenzen, Betriebsunterbrechungen, Betriebsaufgaben und Produktionsstilllegungen in einer Talkshow stammelt. Letztlich zeigt er damit nicht nur seine eigene Inkompetenz, sondern macht sein Ziel deutlich: Deutschland ohne Produktionsbetriebe.

So wären dann die Klimaziele mit Leichtigkeit zu erreichen, zumal der Konsum einbrechen würde, weil Massenarbeitslosigkeit herrscht. Jeder andere Weg ist mit Arbeit verbunden, die i. d. R. grüne Politiker wie nichts anderes scheuen. Erschreckend ist nur, dass dem Bundeswirtschaftsminister mit Marcel Fratzscher ein vermeintlicher Experte zur Seite springt und dessen wirklich absolut substanzlose Thesen zu erklären versucht. Dabei braucht die größte Volkswirtschaft Europas gerade jetzt Orientierung. Wenn Zweifel bestehen, ob Deutschland den Winter ohne Gasnotstand oder Strom-Blackout übersteht, ist dies jetzt schon Gift für die deutsche Wirtschaft. Die Herstellung eines Weizen-Brötchens kostet derzeit in den USA knapp 1/6 der Herstellungspreise in Deutschland. Wesentlich sind die Energiepreise. Es wird nicht lange dauern, bis US-Firmen Brötchen nach Deutschland importieren, weil die Energiekosten hier neun(!!!) Mal so hoch wie in den USA sind. Das kann nicht funktionieren. So kritisch es ist, dass dies ein grüner Minister nicht versteht und von einem SPD-Kanzler geduldet wird, so groß sind die damit verbundenen Chancen an den Kapitalmärkten. Wer jetzt erstklassige Unternehmensanleihen aus Deutschland und Teilen Europas kauft, wird in jedem Fall profitieren. Entweder die Krise stellt sich als harmloser heraus oder die guten Unternehmen werden von Wettbewerbern aus Asien, Arabien und/ oder den USA übernommen. Schließlich wird dort – ebenso wie in Russland – mit der europäischen Energiekrise viel Geld verdient. So müsste eigentlich der US-Chemiekonzern Dow Chemical die Übernahme von BASF und Bayer nicht nur in der Schublade haben, sondern konkret vorbereiten. Es dürfte nur noch eine Frage des genauen Zeitpunkts sein, wann solche Großtransaktionen in die Tat umgesetzt werden, zumal der US-Dollar weiterhin sehr stark gegenüber dem Euro ist. Diese Währungssituation dürfte der wesentliche Punkt sein, weshalb die EZB der US-Notenbank auf ihrem Irrweg der Leitzinserhöhungen folgt. Die starke US-Währung verteuert Importe in die Eurozone – insbesondere im Energiesektor – zusätzlich. Dies wiegt umso schwerer, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin signalisiert hat, Europa weder mit Gas noch mit Öl beliefern zu wollen. Zusammen mit dem Beschluss der OPEC, die Fördermengen zu begrenzen, hat dies die zwischenzeitliche Abwärtsbewegung des Ölpreises gebremst. Dies reduziert eigentlich den Inflationsdruck, weil sich auch der Gaspreis in Europa von seinem Hoch vor zwei Wochen halbiert hat. Diese Nachrichten werden aber an den Kapitalmärkten nicht wahrgenommen, weil derzeit andere Themen im Fokus stehen. So wird aber keine Beruhigung eintreten, sondern die Nervosität in allen Anlageklassen wird sehr hoch bleiben. Vordergründig ist dies für unabhängige Vermögens-verwalter positiv. Tatsächlich ist aber die Schwankungsbreite negativ zu beurteilen, weil sie fundamentale Entscheidungen wesentlich erschwert, vor allem aber die Entscheidungen u. a. zu Finanzierungen für Unternehmen viel schwieriger macht.

Vor diesem Hintergrund ist es zu begrüßen, wenn sich das Segment der Neuemissionen deutlich belebt. Aber die Finanzvorstände der Unternehmen sind nicht zu beneiden – entweder sie finanzieren zu teuer oder das Volumen ist zu gering. Umso positiver ist zu bewerten, dass das Volumen der Neuemissionen – sozusagen im Einklang mit dem Ende der Sommerpause – wieder steigt. Damit geht eine Relativierung der Risikoaufschläge einher, die hinsichtlich der Höhe und der Dauer alle bislang dagewesenen Krisen deutlich übersteigt. Wenn sich diese Entwicklung relativiert, werden die Kurse der von uns favorisierten Anleihen explodieren und starke Gewinne erzielen.

Deswegen bleiben Anleihen – neben den garantierten Zahlungsströmen – das Segment, das in dem aktuellen Umfeld das größte Potenzial hat. Dies muss auch so sein, weil sonst nahezu alle anderen Anlageklassen unter Druck geraten. So werden Immobilien immer stärker an Wert einbüßen, je höher die Zinsen steigen. Sollten die Entwicklungen der Immobilienaktien relevant sein, dort ein – neuerlicher – Crash bei Immobilienfonds und bei Immobilien. Wer das aktuelle noch vorhandene Niveau nutzen kann, sollte Immobilien eher verkaufen. Gerade in Deutschland dürfte sich die Situation nicht positiv entwickeln. Daher bleibt eine Reduzierung der Immobilienquote sinnvoll. Diese sollte man in Edelmetalle, Aktien und vor allem Anleihen umschichten.

Schließlich ist die Frage nicht unwesentlich, ob wir am Beginn einer neuen Krise stehen. Die Konjunkturdaten sind teilweise deutlich schwächer als erwartet. Neben dem deutschen ifo-Geschäftsklima-Index sind vor allem die Daten vom US-Arbeitsmarkt enttäuschend. Deswegen stellt sich die Frage, ob die US-Dollar-Schwäche, die in der zweiten Hälfte der vergangenen Handelswoche zu spüren war, tatsächlich auf die Rede des US-Notenbankpräsidenten zurückgeht oder nicht eine konjunkturelle beachtenswert. Trotz deutlich steigender Corona-Infektionszahlen und damit verbundenen Lockdown gewinnt die Währung mehr als 1,5%.
So zeigt sich doch aktuell, dass die erwarteten Zinserhöhungen der Notenbanken in den Marktzinsen bereits eingepreist sind. Problematisch ist dies eigentlich nur für den Euroraum, da eine Rendite für zehn Jahre laufende Staatsanleihen Italiens von mehr als 4% p. a. wirtschaftlich, aber vor allem politisch kritisch ist. Wenn dort eine eher russland-freundliche Regierung gewählt werden würde, wären die aktuellen Geländegewinne der Ukraine weitgehend irrelevant. Wladimir Putin würde sein Ziel, Europa zu destabilisieren, über die Wahl in Italien zumindest in Teilen erreichen. Umgekehrt gilt aber, dass politische Verwerfungen Marktchancen bieten. Anleihen sind – unabhängig von der jeweiligen Währung – attraktiv, weil eine viel zu aggressive Zinspolitik eingepreist wird. Besonders deutlich wird dies in Australien, weil dort der Notenbankpräsident ein Ende der schnellen Zinsanpassungen bereits angekündigt hat. Entsprechend sind australische Anleihen für Anleger attraktiv.

Dies gilt umso mehr, da sich die Rohstoffpreise teilweise deutlich erholt haben. In Schön & Co Mandaten haben wir beispielsweise Gewinne beim Silber von rund 6% in wenigen Handelstagen erzielt, aber auch Gold und insbesondere Platin haben sich sehr erfreulich entwickelt. Mit Ausnahme der eher schwachen Entwicklung des Goldpreises mit einem Plus im Wochenvergleich von 0,3% konnten industriell benötigte Edelmetall und Industriemetalle um teilweise deutlich mehr als 5% hinzugewinnen. Ähnlich wie bei Anleihen gilt, dass das Aufwärtspotenzial in diesem Segment deutlich unterschätzt wird. Gerade die industriell benötigten Edelmetalle wie Platin, Palladium und Silber bieten deutliches Kurspotential.

Der Text ist unser sonntäglich erscheinendes Schön&Co-Marktupdate, für das Sie sich unter info@schoenco.de jederzeit kostenlos und unverbindlich anmelden können.