Dow Jones: Historisches Minus von 2.000 Punkten Verlust in zwei Tagen - der "Lehman-Moment" im Welthandel

Veroeffentlichungen

Marktupdate 09/2020

Markus Schön, Mittwoch 26. Februar 2020

 

Endlich bekommt der Corona-Virus auch an den internationalen Kapitalmärkten die Aufmerksamkeit, die der Krankheitserreger verdient. Schließlich ist es nicht nur eine Erkrankung mit vielen Infizierten und einer inzwischen überraschend hohen Sterblichkeit, sondern er legt die Risiken offen, die der globalisierte Welthandel mit sich bringt. 

Es sind in China nicht nur 50 Mio. Menschen betroffen; viel wesentlicher sind die Beeinträchtigungen der internationalen Handelsströme und die unklare Lage, die aus neuen Infektionsherden in Südkorea und Italien folgt.

 

Unsicherheit ist für Aktienanleger immer schlecht. Noch wesentlicher sind jedoch die heute schon absehbaren Folgen für die Weltwirtschaft. Allein China steht inzwischen für 17% der globalen Wirtschaftsleistung. Selbst bei einer konservativen Beurteilung der Wachstumsentwicklung Chinas in diesem Jahr auf 4,5% statt der erwarteten 6% sinkt allein aus diesem Faktor die Wachstumsrate der globalen Wirtschaft um 0,3%. Durch mittelbare Effekte erhöht sich dies auf 0,5%. Daher dürfte das globale Wachstum in einer vorsichtig-optimistischen Prognose bei 2,2% liegen. In einer pessimistischeren, aber bei der aus Sicht des Schön & Co-Research https://www.schoenco.de/veroeffentlichungen/ wesentlich realistischeren Betrachtung wird China in diesem Jahr lediglich noch um 3,2% wachsen und damit das globale Wachstum auf 1,7% dämpfen. Für Deutschland, die Eurozone und Großbritannien bedeutet dies Rezession, während in den USA die Wirtschaft stagnieren wird.

 

Dies ist an den Aktienmärkten überhaupt nicht eingepreist. Entsprechend dürften Indexstände beim DAX unter 12.000 Punkten und beim Dow Jones unter 25.000 Punkten eher früher als später erreicht werden. Noch wäre dies eben nicht der „Lehman-Moment“ für den Welthandel, aber je länger an den Kapitalmärkten und in der Politik der Blick für die Realität verstellt bleibt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit einer großen Krise. Anders als 2008 droht hier aber keine vom Finanzsektor ausgehende Krise, sondern es bestehen handfeste realwirtschaftliche Gefahren, die dann sehr schnell auf die unterkapitalisierten europäischen Kreditinstitute übergreifen könnten. Dann drohen nicht die Auswüchse der Krise des Jahres 1929, aber eine Tendenz zeichnet die damalige Situation für die Gegenwart vor.

 

Daher sind wirtschaftlich zwei Dinge entscheiden:

  1. Ein reinigendes Gewitter an Kapitalmärkten, bei dem sich die Überwertung insbesondere von Technologiekonzerne relativieren. Unternehmen wie Tesla haben keinen nachhaltigen Wert.
  2. Ein geldpolitisches und Notenbank-Umfeld, das Insolvenzen nicht überlebensfähiger Unternehmen wieder zulässt. Kapitalismus ohne Pleiten ist eine Form von Sozialismus oder wie Fußball ohne Tore.

 

Selbst das konsequente Handeln Chinas zeigt, dass neue Erkrankungen nur noch global zu bekämpfen und zu kontrollieren sind. Deswegen muss es jetzt eben mehr Globalisierung statt mehr Abschottung geben.